In diesem Jahr feiert die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg Ihr 30-jähriges Jubiläum – Zeit zurück zurückblicken
Mit Dank an Dov Eilon und Wikipedia
Eine Synagogengemeinde existierte bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts in Oldenburg, der dazugehörige Friedhof wurde 1814 eröffnet. 1827 wurde in der Residenzstadt unter Großherzog Peter Friedrich Ludwig das erste Landesrabbinat im Herzogtum Oldenburg eingerichtet; der erste Landesrabbiner wurde der damals erst 25-jährige Nathan Marcus Adler.
Die erste bekannte Synagoge befand sich von 1829 bis 1854 in einem Privathaus an der Mühlenstraße, wo auch der Rabbiner seinen Wohnsitz hatte. Den Grundstein für eine neue Synagoge mit Schulhaus an der Peterstraße legte 1854 Großherzog Nikolaus Friedrich Peter. 1905 wurde sie nach erheblichem Aus- und Umbau erneut eingeweiht. Diese Synagoge wurde im November 1938 zerstört; gleichzeitig wurde der damalige Landesrabbiner Leo Trepp zusammen mit weiteren jüdischen Männern in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Ihre Frauen und Kinder ereilte einige Zeit später das gleiche Schicksal. Den Friedhof an der Dedestraße gibt es heute noch, jedoch gilt er als ein historischer Friedhof, auf dem keine Beerdigungen mehr stattfinden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde die Gemeinde neu gegründet. Unter Vorsitz von Adolf de Beer wurde zunächst ein Gebetsraum in der Cäcilienstraße eingerichtet, später wurde das Gemeindezentrum in die Lambertistraße verlegt. Die Gemeinde löste sich jedoch mangels Mitgliedern Ende 1960-ger Jahre wieder auf. Zwar gab es noch Juden in Oldenburg zu dieser Zeit, sie mussten allerdings bis nach Hannover fahren, um an einem Gottesdienst teilnehmen zu können.
Gründung der heutigen Gemeinde
Die Geschichte der Neugründung der jüdischen Gemeinde zu Oldenburg geht bis in das Jahr 1983 zurück. Die Initiative zur Neugründung ging vor allem von gläubigen Frauen aus. Es begann mit einer Gruppe von drei Menschen, einer in Oldenburg wohnenden Israelin, Renee van Vugt, und zwei Oldenburger, Uta Preiss Ihle und Björn Ihle (Mutter und Sohn), die sich aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln entschieden, Hebräisch lernen zu wollen. Neben dem Hebräisch-Unterricht wurde auch über das Judentum gesprochen und nach einiger Zeit begann man, sich zu den jüdischen Feiertagen zu treffen und sie gemeinsam zu begehen. Man suchte weitere Menschen mit jüdischem Hintergrund, die in Oldenburg und Umgebung lebten und lud sie zu den gemeinsamen Treffen ein.
So wurde die Gruppe immer größer, es kamen Menschen aus allen Bereichen hinzu, so auch die spätere langjährige Vorsitzende der Gemeinde Sara-Ruth Schumann sel. A.
Man begann, sich in einem größeren privaten Raum zu treffen und schlisslich wurde Ende der 1980er Jahre die „Jüdische Gruppe zu Oldenburg“ gegründet. Die Gruppe wandte sich an den damaligen Landesrabbiner von Niedersachsen Henry G. Brandt mit der Bitte, rabbinisch betreut zu werden. Einmal im Monat kam Rabbiner Brandt nach Oldenburg und betreute und unterrichtete die Gruppe und begleitete sie auf ihrem Weg zur Wiedergründung im Jahr 1992 als Jüdische Gemeinde zu Oldenburg und darüber hinaus. Ausschlaggebend war der Wunsch nach einem Ort, an dem jüdische Traditionen wieder gelebt werden konnten. 16 Teilnehmer unterschrieben das Gründungsprotokoll der Gemeinde am 6. August 1992. Dies war nach der Shoa der zweite Versuch, in Oldenburg jüdisches Leben zu integrieren.
Wieder fanden die Gottesdienste zunächst in Privaträumen statt. Doch stellte die Stadt Oldenburg der Jüdischen Gemeinde die denkmalgeschützte ehemalige Baptistenkapelle in der Wilhelmsstraße (seit 2013: Leo-Trepp-Straße) zur Verfügung. Nach umfangreichen Umbauten durch die Stadt wurde das Gebäude im März 1995 als neue Synagoge eingeweiht. Das Haus aus dem Jahr 1868 diente zunächst dem Guttemplerorden als Logenhaus und wurde ab 1916 vom benachbarten Peter Friedrich Ludwigs Hospital vorübergehend als Infektionshaus genutzt; später war hier bis 1984 das Institut für Labormedizin untergebracht. Bei der Sanierung wurde der wiederaufgefundene Schmuckstein der ersten Synagoge über das Portal des neuen Gotteshauses eingebaut. Zu dieser Zeit war die Gemeinde bereits aufgrund von Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion erheblich angewachsen. Zur Einweihung der neuen Synagoge war unter anderen auch der frühere Landesrabbiner Leo Trepp anwesend. Im ehrenden Andenken an den letzten Oldenburger Vorkriegsrabbiner wurde dieser Teil der Wilhelmstrasse umbenannt in Leo-Trepp-Straße.
Im Jahr 2000 wurde das Gemeindehaus neben der Synagoge und der Mikwe fertiggestellt sowie ein neuer Friedhof an der Sandkrugerstrasse eingeweiht.
Chronik der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg
1334: erstmalige Erwähnung von Juden im Oldenburger im OldenburgerStadtbuch; durch die folgenden Jahrhunderte wechselvolle Geschichte der Juden im Oldenburger Land mit Vertreibungen im Mittelalter, wirtschaftlichen Beschränkungen, Beschränkungen des Aufenthaltsrechtes, Schutzbrief-Regelungen.
Von Ende des 16. Bis Ende des 18. Jh. konnten sich insgesamt 23 Familien im Oldenburger Land niederlassen.
1810: wieder urkundlich nachweisbare Judengemeinschaft in Oldenburg
1814: Eröffnung des Jüdischen Friedhofs an der Dedestrasse/Ecke Dragonerstrasse. In Oldenburg ansässige orthodoxe und nicht-orthodoxe Landesrabbiner waren: Dr. Nathan Markus Adler, Samson Raphael Hirsch, Bernard Wechsler, Dr. J. Glück, David Mannheimer, Dr. Pilipp de Haas, Dr.Joseph Herbst, Dr. Leo Trepp
1933-1940: Drastische Dezimierung der Gemeinde durch Verfolgung, Flucht und Ermordung unter der Herrschaft der NSDAP
1938: Zerstörung der letzten Vorkriegs-Synagoge an der Peterstraße während des Pogroms in der Nacht vom 9. um 10. November
1941-1945: Es existierten keine Jüdischen Gemeinden mehr in Deutschland
1945-1960: Wiedergründung einer kleinen Jüdischen Gemeinde in Oldenburg unter dem Vorsitz von Adolf de Beer. Durch Auswanderung der jüngeren und Versterben der älteren Mitglieder wird diese Gemeinde im Laufe der Jahre so klein, dass sie Ende der 60-ger Jahre der Jüdischen Gemeinde inHannover angeschlossen wird.
6. August 1992: Gründungsversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg mit 18 Teilnehmer/Innen als egalitäre Gemeinde mit Gleichstellung der Frauen aus Mitgliedern der zuvor gegründeten „Jüdischen Gruppe“, 1. Vorsitzende: Sara Ruth Schumann
1990-ger Jahre: Anwachsen der Gemeinde auf über 300 Mitgliederhauptsächlich durch Integration der jüdischen Zuwanderer aus den Ländern der ehemaligen UdSSR
Dezember 1993: Einführung von 2 Thora-Rollen in die provisorischen G´ttesdiensträume in der Galerie 42
5. März 1995: Einweihung der Synagoge und Schlüsselübergabe durch die Stadt Oldenburg
Juni 1995: Einführung der Thorarollen in die Synagoge
9. Nov. 2000: Einweihung des neuen Jüdischen Friedhofs an der Sandkruger Straße
Herbst 2001: Fertigstellung des Gemeindehauses
Frühjahr 2002: Fertigstellung der Mikwe im Anbau zum Gemeindehaus
5. Mai 2007: Einführung der 3. Thora-Rolle in die Synagoge
2000: wurde das Gemeindehaus neben der Synagoge und der Mikwe fertiggestellt sowie ein neuer Friedhof an der Sandkruger Str. eingeweiht.
2021: Zurückgewinnung der Körperschaft des Öffentlichen Rechtes (K.d.Ö.R)
2022: 30-jähriges bestehen der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg
Amtszeiten der 1. Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg
1992 – 2012 Gründungsvorsitzende Frau Sara-Ruth Schumann sel. A. bis zu ihrem Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen
2012 – 2019 Jehuda Wältermann
2019 – 2023 Dr. Elisabeth Schlesinger
seit 2023 Prof.Dr.phil.Claire Schaub-Moore
Amts- und Betreuungszeiten der Rabbiner
1992 -1995 Herr Rabb. Dr. Henry Brandt, Landesrabbiner von Niedersachsen, betreut die neu gegründete Gemeinde
1995 – 2004 Frau Rabbiner Bea Wyler
2006 – 2008 Herr Rabbiner Daniel Alter
2008 – 2011 übergangsweise Betreuung der Gemeinde durch den damaligen Landesrabbiner Niedersachsens, Herrn Rabbiner Jonah Sievers
04.3.2012 Amtseinführung Herr Rabbiner Jona Simon als Rabbiner des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen
2011 – 2024 Frau Rabbinerin Alina Treiger Ortsrabbinerin für die Jüdischen Gemeinden Oldenburg und Delmenhorst